Grundlagen der Astrofotografie – Ein Überblick

Die Astrofotografie ist ein faszinierendes Hobby, das Technik, Geduld und eine große Portion Begeisterung für den Nachthimmel vereint. Sie ermöglicht es uns, das Unsichtbare sichtbar zu machen: ferne Galaxien, bunte Nebel, den detailreichen Mond oder die Ringe des Saturn.

Doch der Einstieg kann zunächst überwältigend wirken – mit all der Technik, dem Fachjargon und den vielen Möglichkeiten. Dieser Artikel hilft dir, die wichtigsten Grundlagen zu verstehen und erfolgreich mit der Astrofotografie zu beginnen. Dabei werde ich mich in erster Linie auf die Deep-Sky Fotografie beziehen.

Die richtige Ausrüstung für den Beginn

Die Wahl der Ausrüstung entscheidet darüber, ob der Einstieg in die Deep-Sky-Fotografie frustrierend oder erfolgreich verläuft. Wer zu viel auf einmal kauft, läuft Gefahr, überfordert zu sein. Wer hingegen gezielt in sinnvolle Komponenten investiert, kann bereits mit einfacher Ausrüstung sehenswerte Ergebnisse erzielen.

Was ein Anfänger in der Astrofotografie wirklich braucht

Für die ersten Fotos genügt eine minimale, aber funktionale Grundausstattung. Ziel ist es, den Umgang mit der Technik zu erlernen und erste Erfahrungen mit dem Himmel und der Bildbearbeitung zu sammeln. Nach einigen Fotosessions inkl. der folgenden Bildbearbeitung wirst du dir bereits viel Wissen angeeignet haben. Dieses Wissen hilft dir dabei in die richtige Ausrüstung zu investieren.

  • DSLR- oder spiegellose Systemkamera (mit Wechselobjektiv)
    Ideal ist eine Kamera mit großem Sensor (APS-C oder Vollformat) und manuellen Einstellmöglichkeiten. Viele nutzen einfach ihre bereits vorhandene Kamera, etwa von Canon, Nikon oder Sony.
    Optional: Eine astromodifizierte Kamera (bei der der Infrarotfilter entfernt wurde) erhöht die Empfindlichkeit gegenüber Emissionen von Nebeln – ist für den Einstieg aber nicht zwingend notwendig.
    Später könnt ihr auch in eine spezielle Astrokamera investieren. Eine (astromodifizierte) DSLR lässt sich zudem an viele Teleskope anschließen – und ermöglicht bereits richtig beeindruckende Astrofotos.
  • Lichtstarkes Objektiv oder kleines Teleskop
    Für den Anfang reicht ein gutes Weitwinkel- oder Teleobjektiv (z. B. 50 mm oder 135 mm Brennweite, Blende f/2.8 oder besser). Ich habe mein erstes Foto der Andromedagalaxie mit einem ganz einfachen 300 mm Objektiv gemacht. Viele Deep-Sky Objekte sind wirklich groß am Nachthimmel.
    Wer ein kompaktes Teleskop möchte, kann mit einem Refraktor mit ca. 400–600 mm Brennweite starten. Empfehlenswert sind ED- oder APO-Refraktoren, die Farbfehler (chromatische Aberration) deutlich reduzieren.
  • Stabile Montierung mit Nachführung
    Für Deep-Sky-Aufnahmen ist eine automatische Nachführung unverzichtbar – ohne sie sind längere Belichtungszeiten nicht möglich.Ich habe anfangs eine MiniTrack von Omegon verwendet – eine einfache, manuelle Nachführung, die bereits gute Ergebnisse liefern kann.
    Wenn du direkt etwas Größeres möchtest, sind auch motorisierte Reisemontierungen wie die Skywatcher Star Adventurer oder der iOptron SkyGuider Pro eine gute Wahl. Sie ermöglichen genauere Nachführungen und tragen auch etwas schwerere Kameras und Objektive.
  • Stromversorgung (z. B. Powerbank oder Akku mit 12 V-Ausgang)
    Viele Nachführsysteme und Kameras benötigen externe Stromversorgung – insbesondere bei langen Sessions in abgelegenen Gebieten.
  • Fernauslöser oder Intervalltimer
    Unerlässlich für Serienaufnahmen ohne Verwacklung. Viele Kameras bieten interne Intervallfunktionen, ansonsten sind günstige Fernauslöser erhältlich.

Die korrekte Einstellung der Kamera ist entscheidend für qualitativ hochwertige Deep-Sky-Aufnahmen. Die Objekte sind lichtschwach, deshalb muss möglichst viel Licht gesammelt werden – ohne die Aufnahme durch Rauschen oder Nachführfehler zu verschlechtern.

Wichtige Einstellungen

  • Belichtungszeit pro Bild (light)
    Die Belichtungszeit muss der Brennweite und der Nachführung angepasst werden. Gerade zu Beginn und ohne Guiding muss hier sehr auf die Einnordnung geachtet werden. Je besser Ihr das Teleskop oder die Kamera einnordet, desto länger könnt ihr belichten. In der Regel werden hier Zeiten zwischen 60 – 300 Sekunden gewählt. Zu Beginn können die Belichtungszeiten aber auch deutlich drunter liegen (10 Sekunden oder ähnlich).
  • Anzahl der Bilder pro Objekt
    Grundsätzlich gilt: Je mehr desto besser!
    In der Astrofotografie geht es darum soviel Licht wie möglich zu sammeln. Deep-Sky Objekte sind sehr dunkel. Nur wenn Ihr genügend Licht gesammelt habt, können feine Details bei der Bildbearbeitung herausgearbeitet werden. Weiterhin reduziert ihr das Rauschen auf euren Aufnahmen.
  • ISO oder Gain
    Bei dem Einsatz einer DSLR sind ISO-Werte von 800-1600 optimal.
  • Fokus
    Der Fokus muss manuell scharf gestellt werden. Der Autofokus einer DSLR funktioniert im Nachthimmel nicht. Je nach Teleskop kann hier eine Bahtinov Maske helfen.
  • Dateiformat
    Das Dateiformat muss auf RAW gestellt werden. Nur so könnt ihr die Bilder im Nachhinein richtig bearbeiten.

Kalibrierbilder: Wofür diese notwendig sind

In der Astrofotografie sind Kalibrierbilder spezielle Aufnahmen, die dazu dienen, systematische Fehler und Störungen in den eigentlichen Astrofotos zu korrigieren. Diese Bilder helfen dabei, die Bildqualität zu verbessern, indem sie unerwünschte Effekte wie Rauschen, Vignettierung, Staubflecken und ungleichmäßige Belichtung entfernen.

Ohne diese Korrekturen würden Astrofotos voller Artefakte, Farbstörungen und Fehler sein, die vom eigentlichen Objekt ablenken. Sie sind also ein wichtiger Bestandteil jeder hochwertigen Deep-Sky-Aufnahme.

Was sind Darks und wie werden diese erstellt?

Darks helfen dabei, das sogenannte thermische Rauschen sowie das Dunkelstromrauschen zu entfernen. Dieses Rauschen entsteht im Kamerasensor durch Wärme, besonders bei längeren Belichtungszeiten. Außerdem zeigen sich bei Dunkelheit manchmal einzelne, dauerhaft helle Pixel – sogenannte Hot Pixels – die ebenfalls nichts mit Sternen zu tun haben.

  • Gleiche Belichtungszeit wie bei den Lights
  • Gleicher ISO bzw. Gain
  • Es darf kein Licht an den Sensor kommen
  • Gleiche Sensortemperatur wie bei Lights (daher bei DSLR nicht ratsam)
  • Es kann eine Dark-Bibliothek aufgebaut werden
  • Anzahl: 30 – 50 Bilder

Was sind Biases und wie werden diese erstellt?

Bias entfernen das sogenannte Leserauschen des Sensors. Das ist ein kleines Grundrauschen, das bei jeder Bildaufnahme entsteht, selbst wenn kein Licht auf den Sensor trifft und die Belichtungszeit null ist.

  • Kurzmöglichste Belichtungszeit
  • Gleicher ISO bzw. Gain
  • Es darf kein Licht an den Sensor kommen
  • Ihr könnt eine Bias-Bibliothek aufbauen
  • Anzahl 30 – 50 Bider

Was sind Flats und wie werden diese erstellt?

Flats sind besonders wichtig, weil sie Fehler in der Ausleuchtung des Bildes korrigieren – z. B. durch Vignettierung (abgedunkelte Bildränder) oder Staubpartikel auf dem Sensor oder den optischen Linsen. Diese Fehler können dazu führen, dass Sterne oder Nebel schwächer erscheinen oder ungleichmäßig dargestellt werden.

  • Kamera muss in der gleichen Position sein, wie bei den Lights
  • Gleicher ISO bzw. Gain
  • Gleichmässige Ausleuchtung, beispielsweise mit einem Flatpanel
  • Belichtungszeit so wählen, dass der Sensor ca. 50% gesättigt ist (Histogrammkurve mittig)
  • Anzahl 30 – 50 Bilder

Herausforderungen der Astrofotografie: Licht, Luft und Wetter

Was ist die Lichtverschmutzung und warum ist das ein Problem?

Lichtverschmutzung entsteht durch künstliche Beleuchtung, wie Straßenlampen, Werbetafeln, Gebäude- oder Industriebeleuchtung. In Städten und dicht besiedelten Regionen ist der Himmel durch diese Lichtquellen oft so aufgehellt, dass nur noch wenige Sterne sichtbar sind – selbst bei wolkenlosem Himmel.

Für Astrofotografen ist das ein großes Problem: Der helle Himmelshintergrund überstrahlt lichtschwache Objekte wie Galaxien, Nebel oder schwache Sterne. Details gehen verloren, Kontraste verschwinden.

Ein hilfreiches System zur Einschätzung der Himmelsqualität ist die Bortle-Skala. Sie teilt den Himmel in neun Klassen (1–9) ein. Je kleiner die Bortle-Klasse, desto dunkler ist der Himmel.

Was hilft gegen die Lichtverschmutzung?

  • Fotografiert in möglichst dunklen Bortle-Klassen. Eine Übersicht findet ihr unter folgendem Link:
    Lightpollution Map
  • Nutze spezielle Lichtverschmutzungsfilter (z. B. CLS, UHC), die bestimmte Wellenlängen des Kunstlichts blockieren.
  • Fotografiere möglichst bei Neumond. Wenn der Mond zu hell wird, könnt ihr bis zu einem bestimmten Bereich auch Objekte mit Schmalbandfiltern fotografieren.

Seeing – Die „Unruhe“ in der Luft

Im Gegensatz zur Lichtverschmutzung kommt das Seeing durch natürliche Ursachen zustande: Es beschreibt die Luftunruhe in der Erdatmosphäre, die das Licht von Himmelsobjekten verzerrt oder flimmern lässt. Ursache sind Temperaturunterschiede in verschiedenen Luftschichten, die wie Linsen wirken und das Licht unregelmäßig brechen.

Ein schlechtes Seeing führt dazu, dass Sterne „tanzen“, Details auf Planeten unscharf erscheinen oder längere Belichtungen bei der Astrofotografie verschwimmen. Besonders bei hochvergrößernden Beobachtungen oder Aufnahmen von Planeten ist gutes Seeing entscheidend.

Wie erkennt und verbessert man gutes Seeing?

  • Beobachte in windstillen Nächten, möglichst spät abends oder früh morgens.
  • Meide Beobachtungen über Hausdächern, Asphalt oder Schornsteinen, da diese Luft stark aufheizen.
  • Stelle dein Teleskop frühzeitig raus, damit es sich der Umgebungstemperatur anpassen kann.

Wetterbedingungen – Mehr als nur „klarer Himmel“

Neben Licht und Luftunruhe spielt auch das Wetter im Allgemeinen eine große Rolle. Ein scheinbar klarer Himmel kann durch hohe Feuchtigkeit, dünne Schleierwolken oder Dunst stark beeinträchtigt werden. Auch Wind, Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit können Bildqualität und Teleskopverhalten beeinflussen.